Alignment – eigenständig heißt nicht kontaktlos

Eigenständiges Handeln zur Erledigung der Rolle  – das ist sehr wichtig – heißt an dieser Stelle nicht kontaktlos und auf sich alleine gestellt. Mehrere Mechanismen sorgen dafür, dass die Entscheidungen gut in den Gesamtkontext der Organisation eingebettet bleiben.

  • Zum einem der Modus der beratenen Entscheidung. Alle wichtigen Entscheidungen können zwar eigenständig getroffen werden, aber nur mit Rücksprache mit Betroffenen oder Personen, die fachliche Informationen beisteuern können (z. B. Informationen über die derzeitige Finanzlage der Organisation). 
  • Zweitens bieten die regelmäßigen Reviews Gelegenheit, sich rückzuversichern, dass das eigene Handeln oder das Handeln der Kolleg*innen im Einklang mit den Organisationszielen steht.
  • Drittens hat bei uns jede Person die Möglichkeit, die Notbremse zu ziehen, indem sie ein ‚schwerwiegendes Bedenken‘ anmeldet, wenn sie durch eine Entscheidung den Bestand der Organisation in Gefahr gezogen sieht. Kann dieses Bedenken nicht rasch aus dem Weg geräumt werden, wird eine Konsententscheidung herbeigeführt (wie „Konsententscheidungen“ funktionieren, wird hier erklärt. Sie sind nicht zu verwechseln mit den oft dysfunktionalen Konsensentscheidungen).
  • Und viertens hat jede Organisation eine Spielfeldbegrenzung, ein legitimer Handlungsrahmen, der implizit oder explizit verhandelt ist und von allen Kolleg*innen verinnerlicht wird. Zudem wird jede einzelne Rollen bei ihrer Erstellung auf der jeweiligen Teamsitzung/Klausur mandatiert. ggf. sogar mit Budget ausgestattet und im Idealfall pro Rolle festgelegt, welcher Entscheidungsspielraum damit verbunden ist.

Wenn wir das Rollenboard einführen, besteht oft Sorge, dass jede Person machen könne was sie wolle und Organisationsgrenzen überschritten werden. In der Praxis besteht die Herausforderung aber weniger darin, wildgewordene Kolleg*innen einfangen zu müssen, als darin, dass die Kolleg*innen die ihnen zugeschriebenen Entscheidungsspielräume auch tatsächlich wahrnehmen. Viele Menschen sind so daran gewöhnt, gesagt zu bekommen, was sie zu tun haben, dass es ihnen schwerfällt, selbstbestimmt Aufgaben wahrzunehmen. Das Rollenboard birgt damit einige psychische Herausforderungen, auf die wir gleich noch eingehen.